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Die Küche der First Nations und Inuit

Der Begriff „Küche“ ist beispielsweise bei den wenigen, ganz traditionell noch von der Jagd lebenden Inuit im hohen Norden etwas fehl am Platz. Sie essen die eben erjagte Robbe, das Walross oder den Wal am liebsten roh, teilweise sogar an Ort und Stelle. Alternativ wird später, direkt auf dem Küchenboden, eine Plastikplane aufgespannt und darauf das Tier im Kreis der Familie gemeinsam gegessen. Besonders das noch frische Blut ist ein wichtiger Teil des archaisch anmutenden Rituals, da es den oder die von der Jagd ausgekühlten Jäger und den Frauen eine wichtige Eisenquelle bietet. Fisch wird ebenfalls meist roh oder, hauchdünn geschnitten, gefroren gegessen.

Wichtiger Bestandteil ist aber nicht nur das insbesondere an Omega3-Fettsäuren reiche Fleisch und die Innereien der erjagten und gefangenen Tiere, sondern auch direkt im Wasser geerntetes Seegras und Kelp, dazu die weiter landeinwärts zu findenden Beeren und Yams-Wurzeln. Sie machen immerhin die Hälfte der klassischen Inuit-Ernährung aus. Natürlich ernähren sich die meisten Inuit heutzutage zumindest teilweise von „Qallunat“ („das Essen der Weißen“), wobei das „Bannock“ genannte, ursprünglich schottische und in einer Pfanne oder an einem Stock gebackene Brot fast schon seit 300 Jahren nicht mehr zum Qallunat gezählt wird. Das Essen von Seehund, Robbe oder Wal ist für die meisten Kanadier mindestens genauso exotisch wie für uns.

Die Küche der First Nations und Inuit

Die Küche der First Nations und Inuit ©iStockphoto/Jamie VanBuskirk

Bei einer Kanada-Rundreise wird man eher in Kontakt mit der Küche der Natives und Métis kommen. Zu den offerierten Spezialitäten zählen insbesondere das Karibufleisch und anderes Wild wie Elch, Hasen, Enten, Hirsch und Schwarzbär. Gegrillt, gekocht, geräuchert, getrocknet á la „beef jerky“ – alles ist möglich. Eine besondere Spezialität ist Pemmican, eine Mischung aus gemahlenem Trockenfleisch und Rinderfett, die mit getrockneten Heidelbeeren oder Cranberries verfeinert werden kann (Mokakin). Dieser haltbare Proviant diente den Prairiebewohnern und Trappern zusammen mit Bohnen, Erbsen und Reis als Grundlage für einen herzhaften und schnell gekochten Eintopf.

In den Gebieten der großen Seen ist der Wasserreis („wild rice“) heimisch, dessen dunkle, nussig schmeckende Reiskörner eine Delikatesse sind. Die passende Beilage bilden die vielfältigen Muscheln der Großen Seen, der frische Wildlachs oder auch die lange, über einem Meter im Schlick vergrabene Elefantenrüsselmuschel. Sie wird von den Natives der Nisqually (BC) schon seit vielen Jahrhunderten ausgegraben und ist heute eine weltweit begehrte, teure Delikatesse. Übrigens spricht auch nichts dagegen, einfach am Straßenrand anzuhalten und sich den Bauch mit den im Wald wachsenden Heidelbeeren, Moosbeeren, Walderdbeeren usw. vollzuschlagen.

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