Whiskey aus Kanada
„Whiskey in the jar“ – es verwundert nicht, dass unter den ersten Gegenständen, die irische und schottische Siedler aus dem Schiff im Hafen gehievt haben müssen, eine Whiskey-Destille war. Spaß beiseite, zur Tagesration aller Seeleute und Soldaten der Kolonialzeit gehörten mindestens 4 Unzen Rum oder Whiskey, um das nach 1-2 Monaten faulige Trinkwasser an Board zu unschädlichem Grog zu machen. Da der Nachschub auch auf dem Rückweg nach Europa gesichert werden musste, wurde schon früh mit der Destillation von Schnaps aus dem kanadischen Getreide begonnen.
Da in Kanada durch die harten Klimabedingungen der damaligen Zeit nur Roggen ausreichend zur Verfügung stand, wurde dieser zu Whiskey verarbeitet. Heutzutage wird aber fast ausschließlich die wesentlich billigere Gerste aus Manitoba, Alberta und Saskatchewan verarbeitet. Dieser moderne „Canadian Whiskey“ ist üblicherweise etwas milder und leichter als die schottischen und irischen Pendants und quasi das Gegenteil des früheren, recht strengen Roggen-Whiskeys. Er wird außerdem fast ausschließlich als „Blend“ und meist auch mit Zusatz von Farb- und teilweise auch Geschmacksstoffen hergestellt.
Neben den großen Platzhirschen der Szene wie „Canadian Club“ oder „Crown Royal“, die auf möglichst gleichbleibenden Geschmack produzieren, gibt es auch kleinere Destillerien, die liebevoll ihre Whiskeys nach alter kanadischer Tradition aus Roggen brennen und in Eichenfässern lange reifen lassen. Derzeit existiert übrigens nur eine Single Malt-Destillerie in Kanada: Glenora aus Inverness County in Nova Scotia. Deren „Glen Breton Rare“ und „Glen Breton Ice“ (in Eisweinfässern gereift) sind nicht ganz billig, aber sorgten bereits für einiges positives Aufsehen, sodass in den nächsten Jahren mit weiteren Single Malts gerechnet werden kann.
Einen echten traditionellen „Canadian Rye Whiskey“ aus 100% Roggen findet man aber immerhin noch mit „Alberta Premium“, der nur 5 Jahre reift und einen an die herben schottischen Islay-Whiskeys erinnernden Geschmack besitzt.