Grenzübergang mit Wasserfall
Vor ein paar Jahren habe ich mit zwei Freunden einen kleinen „Roundtrip“ entlang der US-Ostküste gemacht. Anschließend wollten wir über die Niagarafälle noch für ein paar Tage nach Kanada hinein fahren, genauer gesagt, nach Ontario bis Toronto. Wir waren mit Rucksäcken als Backpacker unterwegs, hatten nur einen groben Reiseplan und waren ausschließlich mit US-Überlandbussen und Zügen unterwegs. Eine Unterkunft haben wir uns immer erst einen Tag vor dem nächsten Ziel gesucht und dann vorher angerufen. Hat auch immer irgendwie geklappt, aber auch nur, weil wir im September unterwegs waren, wenn überall die Schulferien vorbei sind und die Masse der Touris wieder zu Hause ist. Den September kann ich übrigens für eine Rundreise in der Region empfehlen, wir zumindest hatten dort Anfang bis Mitte des Monats einen richtig goldenen Herbst mit Indianersommer, rotverfärbten Ahornbäumen und allem Drum und Dran. Die Sonne schien noch recht kräftig, mittags konnten wir sogar an manchen Tagen die Jacken ausziehen und uns in die Sonne setzen. Und da es nirgends mehr so richtig überfüllt war wie im Sommer, konnten wir uns auf gut Glück treiben lassen.
In Niagara Falls auf der US-Seite sind wir mit dem Greyhoundbus aus New York City angekommen. Nach rund 9 Stunden im Bus waren wir ganz schön k.o.! Tipp: Auf jeden Fall von hier aus zu Fuß auf die kanadische Seite wechseln, in einen Ort, der ebenfalls Niagara Falls heißt. Der kurze Fußmarsch über die berühmte Rainbow Bridge war ein überwältigendes Erlebnis. Als wir nach wenigen Minuten drüben waren – die Grenzformalitäten sind unkompliziert abgelaufen, wir mussten den Grenzern nur sagen, dass wir nach ein paar Tagen wieder in die Staaten zurück wollten, damit sie den grünen Abschnitt im Reisepass nicht entfernten – , konnten wir es kaum glauben: Wir waren tatsächlich in Kanada! Der Blick auf die Fälle ist von kanadischer Seie aus wesentlich imposanter als von der amerikanischen. Wer Fotos machen oder filmen will, sollte damit warten, bis er in Kanada ist, die Motivausbeute ist einfach größer. Ansonsten war, was das Disneyland-Ambiente mit all den Vergügungscentern, Honeymoon-Hotels mit Herzchen-Leuchtreklame, Fastfoodrestaurants und Rummel betrifft, kaum ein Unterschied zwischen Kanada und USA auszumachen. Geschmacksache.
Uns jedenfalls zog es zu den Fällen. Mit dem Aufzug ging es hinunter bis an den Fuß der gewaltigen Wassermassen. Hier mussten wir dicke Gummimäntel und Südwesterhüte zum Schutz gegen die nebelsprühende Gischt anziehen. Mit einem Maid-of-Mist-Boot (Nebeljungfrau), wie sie hier schon vor mehr als 150 Jahren im Einsatz waren, ging es ganz nah bis beinahe unter die Fälle. Einfach gigantisch. Wir wurden ordentlich durchgeschaukelt, mussten uns anschreien, weil es so laut war, und nass geworden sind wir trotz Gummimantel auch. Wir hatten Riesenspaß. Übernachtet haben wir nach Rumfragen in einem kleinen Motel etwa 10 Minuten Fußmarsch entfernt. Zwar nicht mit „Fallsview“, mit Blick auf die Fälle, wie einige Hotelbesitzer ihre Herbergen anpreisen, dafür um etliche Dollar preiswerter. Ein Tag reicht meiner Meinung nach für einen Besuch der Niagara Falls völlig aus. Am nächsten Tag ging es dann die nächsten 150 Kilometer mit dem Amtrak-Zug nach Toronto.